Für meinen gut 4 monatigen Aufenthalt in Äthiopien und Zambia habe ich einen blogg eingerichtet. mir ist unbekannt wie fleissig ich in der Lage sein werde diesen zu unterhalten... nehme mir aber auch die Feigheit mal nur einen Satz oder Gedanken zu hinterlassen :-)




Freitag, 4. Juni 2010

Das Haus das Irre macht!

In ein Land zu gehen ist eine Sache. Jedoch länger zu bleiben eine
andere. Da mein Visum am achten Juni abläuft muss ich dieses
verlängern. Bereits mein erster besuch im Immigrationsamt war die
Erfahrung wert, denn verlassen habe ich es mit kaum mehr
Informationen als zuvor und einem verwirrten Kopf.

Mit einem Mitarbeiter von SELAM mache ich mich heute Morgen auf den
weg Richtung Innenstadt. Alles habe ich bei mir, was ich zu brauchen
vermute, Pass und dessen Kopie, Einladungsbrief so wie Lizenz der
Organisation, das ausgefüllte Formular und zur Sicherheit ein paar
Passfotos. Nun schon ganz am Anfang war ich froh um meinen
Übersetzer, denn bevor der Prozess beginnen kann, müssen wir in einem
kleine Gebäude unsere Sachen vorweisen. Ein kahler Raum mit Stühlen.
An der einen Wand ein einzelner Schreibtisch mit einem Beamten der
kaum dreissig Jahre alt zu sein scheint. Dazu wimmelt es von Arabern,
Chinesen, Äthiopier und auch einigen Weissen. Einer logische
Reihenfolge, wer als nächstes an der vortreten darf, gibt es nicht.
Nach gut einer halben Stunde nimmt sich der Beamte auch unseren
Papieren an, um innerhalb 30 Sekunden, nach dem er sich über die
Vollständigkeit vergewissert hatte, uns mitzuteilen dass wir am
nachmittag um halb vier einen Termin hätten... nun schon das Wort
"Termin" klingt mit für diese Bürokratie schon zu viel versprechend.

Nach der Fahrt durch die ganze Stadt zurück nach Hause fragt mich
mein Begleiter ob es in Ordnung sei eine Stunde führ die Fahrt zum
Amt einzurechnen. Sicherheitshalber und zum Glück, wie ich später
feststelle, addiere ich zur Sicherheit eine halbe Stunde.

Einige Stunden später sind wir also wieder unterwegs. Wie wir zuvor
in Erfahrung gebracht haben, ist es für Ausländer nicht möglich das
Visum mit der Lokalen Währung zu bezahlen und so halten wir nach
einer Bank Ausschau wo man Dollar wechseln kann. nach der Dritten
Back, schliesslich und bereits in der Innenstadt wird uns mitgeteilt,
dass in der ganzen Stadt keine Dollars erhältlich sind. Bereits habe
ich von diesem Problem gehört bei dem, wenn der Ausgleich von Export
und Import nicht übereinstimmt, keine Dollars erhältlich sind. Es
sei schon vorgekommen dass es der Fabrik von Coca Cola aus dem selben
Grund nicht möglich war Flaschendeckel zu importieren, und so gab es
über einige Wochen kein Cola.... (während sich bestimmt der Pepsi
Lieferant die Hände rieb)

Gott sei dank für die extra halbe stunde, denn die einzige
Möglichkeit ist es wieder durch die ganze Stadt zu preschen um die 20
$ von meinem Chef zu borgen, der immer welche als Sicherheitsreserve
zur Verfügung hat.
.... und den ganzen weg wieder zurück..... halsbrecherisch, wie es
sich auf diesen Strassen gehört.

Nochmals in diesem Kahlen Raum werden wir, trotz Pünktlichkeit zum
warten aufgefordert. Als mein Blick durch die Runde wartender
Menschen geht fällt mir einen, auf einem Bein lahmer, Mann auf, der
seiner Hautfarbe nach entweder wie ich ein Ausländer ist oder aus dem
Süden des Landes stammt. Ersteres bestätigt sich als ich sehe wie er,
nach einigen Verständnisproblemen von dem Beamten unfreundlich
abgeschoben wird. Ich gehe also auf ihn zu und frage ihn ob er Hilfe
brauche. Ganz freudig jemand gefunden zu haben der wie er
Französisch spricht, beginnt der Nigerianer sogleich seinem Frust
über diese Bürokratie Luft zu lassen. Nun verstehe ich ihn in diesem
Punkt gut. Da es jedoch keinen Sinn ergibt sich aufzuregen fülle ich
ihm das Formular aus. Ob er nicht schrieben kann oder das Formular
nicht versteht... ich weiss es nicht.

Braucht mich auch nicht mehr zu kümmern, denn nun werden wir endlich
aufgefordert uns in ein anderes Gebäude zu begeben nur um eine
weitere Warteschlange anzutreffen. Mit gereiztem ton machen sich die
wartenden, hauptsächlich Ausländer wie ich, darauf aufmerksam wo wir
Neuankömmlinge uns einzugliedern hätten... das warten ging weiter.
Mein Zustand, der den ganzen tag relativ gelassen war, beginnt sich
anzuspannen denn langsam aber sicher läuft die Zeit auf Feierabend zu
und so wie ich dieses Land kenne, werden die nicht zimperlich sein
die Tore pünktlich zu schliessen und uns auf Morgen zu vertrösten.....

Endlich bin ich an der Reihe, und begebe mich in Raum 77. Meine
Papiere werden von einer kurzgehaltener, unhöflicher Frau
kontrolliert und mein Wunsch für 30 Tag Visaverlängerung
entgegengenommen. Nach dem sie ein paar für mich unleserliche
Hieroglyphen auf meine Papiere gekritzelt hatte werde ich zum Raum 87
geschickt. Auch dort stelle ich mich wieder in die Schlange während
ich die Chefin beobachte die hinter ihrem Pult thronend die Anfragen
genehmigt oder ablehnt.... "Genehmigt" heissen wohl die neuen Zeichen
auf dem Formular, denn ich darf mich wieder in Raum 77 begeben....
warten.... drängeln...... die angaben werden in einen Computer
getippt und mein Gesicht fotographisch festgehalten.... Raum 90....
als ich in der Hand eines jeden in der Schlange vor mir eine 20.-
Dollarnote entdecke keimt bei mir die Hoffnung auf, nun die letzten
Etappe erreicht zu haben... hier geht es plötzlich schnell. Mein pass
und die 20 Dollar werden mir aus den Händen gerissen und mit einem
Zettel ersetzt mit dem ich meinen Pass und das neue Visum abzuholen
hätte. auf der Rückseite steht in flüchtigen gekritzelten Worten "
Tomorrow, Room 90, 4pm"

Auf dem Rücksitz auf der fahrt nach Hause werfe ich meinen Kopf in
den Nacken und lache zur Belustigung meiner Begleiter laut auf.....
einen Ganzen tag investiert und nun halte ich nicht mal das
gewünschte Papier in den Händen sondern werde Morgen um diese Zeit
wieder antraben müssen..... Unglaublich... kichere ich vor mich
hin... einfach Unglaublich!!!

2 Kommentare:

  1. ein irrenhaus... :)
    oh, was sind wir verwöhnt in der Schweiz...

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  2. obiger kommentar war von mir,
    anna

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